Ausbildung vs. Erfolg im Wettkampf: Was zählt das Spiel am Wochende im Jugendfußball?‍

Für viele Kinder ist der Wettkampf Stress pur. Sie sind aufgeregt. Haben einen flauen Magen. Die Eltern stehen dicht gedrängt am Spielfeldrand und schreien rein. Das Spielformat ist für viele zu komplex. 7-gegen-7 überfordert sie. Den höheren Gegnerdruck sind sie aus dem Training nicht gewohnt. Die Trainer*innen schreien rum und wollen auf einmal Dinge, die die Kinder noch nie gehört haben. 

Kaum ein Thema wird im Jugendfußball so kontrovers diskutiert wie der Wettkampf. Also die Spiele und Turniere, die meist am Wochenende ausgetragen werden. Doch eins ist sicher: Gemeinsam mit dem Training bilden sie die entscheidenden Bausteine für die fußballerische Ausbildung von Kindern. Er ist wichtig, auch wenn die Wettkampfformate noch nicht perfekt auf den Entwicklungsstand der Kinder abgestimmt sind. In diesem Blogbeitrag erfährst du, wie du die zwei Aspekte vereinen kannst: Die fußballerische Entwicklung der Kinder und Erfolg im Wettkampf. 

Wenn wir an Profifußballer denken, fallen uns neben den fußballerischen Fähigkeiten Eigenschaften ein wie:

Disziplin, Ehrgeiz und Siegeswille. Diese Eigenschaften müssen wir im gesunden Maße ausbilden. Das tun wir nicht, wenn wir als Trainer*innen vorleben, dass es egal ist, zu verlieren. Das ist klar. Aber das entwickeln wir auch nicht, wenn das Spiel am Wochenende die Kinder überfordert, keinen Spaß macht oder die Kids gar nicht erst mitspielen dürfen. Gewinnen wollen ist also wichtig. Und seien wir doch mal ehrlich: Gewinnen tut jeder gerne! Aber gewinnen um jeden Preis? Das ist keine Option im Jugendfußball.  

Das beschreibt ein Zitat von Johan Cruyff über den damaligen Jugendspieler in Barcelona Pep Guardiola anschaulich:

„Die Leute erzählten mir: ‘Er ist einer der Besten.’ So besuchte ich die Spiele des B-Teams, aber er spielte dort nicht. Ich sagte den Trainern: ‘Ihr habt mir gesagt, er ist einer der Besten.’ Sie antworteten: ‘Ja, aber er ist körperlich zu schwach. Wir werden mit ihm verlieren.‘ Ich sagte ihnen: ‘Wenn wir verlieren, dann verlieren wir halt. Wir müssen Spieler entwickeln.‘“

Die Aussage des Holländers zeigt eine entscheidende Problematik in der Ausbildung von Fußballspielern auf. Zwar wollen Trainer Spiele gewinnen und werden auch oft an diesen Ergebnissen bemessen. Das übergeordnete Ziel sollte jedoch die Ausbildung und Verbesserung von Spielern sein. Ein Aspekt, der mit diesem Gedanken konkurriert, ist die unterschiedlich schnelle physische und psychische Entwicklung von Kindern bzw. Jugendlichen, wie im Fall Guardiola. Neben der Bevorzugung von physisch starken Spielern, gibt es noch weitere Punkte, wo Ausbildung und Erfolg in einem schlechten Verhältnis zueinander stehen.

Diese 6 Punkte solltest du im Wettkampf vermeiden

1. Playstation-Trainer*innen

Jeder, der schon einmal ein Jugendspiel gesehen hat, kennt ihn: Den Playstation-Trainer. Wie ein Playstation-Spieler gibt er mit seinem “Controller” jedem Kind vor, was er zu tun hat. Er schreit von der Seitenlinie rein und redet mindestens so viel wie ein Fußball- Kommentator. Das Problem: Er gibt den Spielern Entscheidungen vor, die sie selbst treffen müssen. Und selbst lernen müssen. Studien zeigen außerdem, dass zu viel Simultan-Coaching und zu viele Vorgaben die Spielkreativität einschränken. 

VORSICHT: Das heißt nicht, dass Trainer*innen stumm am Spielfeldrand stehen müssen. Das Coaching von außen sollte Spieler*innen in Situationen bringen, die sie selbst lösen können. Und dann auch selbstständig lösen dürfen. 

Wettkampf - Spiel im Kinder und Jugendfußball
Der Wettkampf ist die Königsdisziplin für Mannschaften und Trainer. Lerne, wie du mit messerscharfen Analysen und Coachings dein Team erfolgreich machst. Planbar und wiederholbar!
2. Spielaufbau - Hoch und Weit

“Hoch und Weit bringt Sicherheit.” Und - vor allem im Jugendfußball - oftmals Erfolg. Denn hohe Bälle stellen für viele Kids ein Problem da. Der Flugball kann noch nicht gut eingeschätzt werden, rutscht durch und der Stürmer muss oft nur noch einschieben. Torhüter können hohe Bälle aufgrund der fehlenden Körpergröße nicht abwehren. Kurzum: Eine Mannschaft, die viel rumbolzt ist damit oft erfolgreich. Der Torspieler schießt die Bälle aus der Hand nach vorne. Die Abwehrspieler werden gedrillt den Ball hinten raus zu kloppen. Der Stürmer lauert auf Fehler und schiebt den Ball ins Tor. Das Problem: Wer entwickelt sich weiter? Vielleicht der Torspieler und der Stürmer. Bei einem flachen Spielaufbau werden in der Entwicklung Fehler passieren und zu Gegentoren führen. Jedoch sind dann mehr Spieler*innen am Spiel beteiligt. Und das ermöglicht es, dass sich alle Spieler fußballerisch und taktisch weiterentwickeln.

3. Der Schwächste bleibt draußen


Der Streitpunkt schlechthin  zwischen Fußballeltern & Trainer*innen: “Mein Kind spielt zu wenig.” Man wird es selten allen Eltern recht machen können. Aber Kinder, die auf der Bank sitzen, nicht einzuwechseln, ist für uns ein No-Go. Das macht auch das Zitat von Cruyff klar. Auch wenn Spieler aktuell nicht so leistungsfähig sind, wie ihre Mannschaftskollegen, sollten sie regelmäßig die Chance haben zu spielen. Vor allem im Kinderfußball kann die weitere Entwicklung der Kids nur schwer eingeschätzt werden. Die Eine spielt schon seit mehreren Jahren Fußball, der Andere hat erst vor zwei  Monaten angefangen. Ist es fair die leistungsschwachen Kinder auszuschließen? Nein!
“Ich habe zu wenig gespielt” ist eine der häufigsten Ursachen, warum Kids mit Sport aufhören. Auch wenn es im Kleinfeld noch ohne diese Spieler geht: Spätestens im Großfeld bin ich im Breitensport auf diese Kinder angewiesen. Da kann es sich kaum ein Verein leisten, diese Kids zu verlieren oder nicht auszubilden.

4. FairPlay

Da müssen wir eigentlich nicht drüber reden. FairPlay muss gelebt und eingefordert werden. Benimmt sich der beste Spieler daneben, wird auch dieser ausgewechselt. Als Trainer*in versuchst du nicht das Maximum rauszuholen, indem du dich unfair verhältst. Trainer*innen & Eltern müssen ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden.

5. Negative Fehlerkultur

Vermeidest du die Punkte 1-4, werden zwangsläufig auch Fehler passieren. Zum Beispiel, wenn du die Spieler*innen dazu ermunterst flach hinten rauszuspielen, wird es gelegentlich zu Gegentoren dadurch kommen. Der ein oder andere Fehler kann Spiele entscheiden. Aber Fehler und Verlieren gehört genauso dazu wie Gewinnen. Wichtig ist der Umgang damit:

„In meiner Karriere habe ich über 9000 Würfe verfehlt. Ich habe fast 300 Spiele verloren. 26 mal wurde mir der spielentscheidende Wurf anvertraut und ich habe ihn nicht getroffen. Ich habe immer und immer wieder versagt in meinem Leben. Deshalb bin ich erfolgreich.“ - Michael Jordan

Fehler gehören zur Entwicklung eines Sportler dazu. Es ist entscheidend, aus diesen Fehlern zu lernen. Das solltest du und deine Spieler*innen verinnerlichen.

6. Überforderung

7-gegen-7 und 9-gegen-9 sind Wettkampfformate, die viele Kinder überfordert. Sie müssen komplexe taktische Entscheidungen treffen, viele Gegenspieler und Mitspieler wahrnehmen und ganz nebenbei den Ball kontrollieren. Diese Fülle an Aufgaben im Wettkampf überfordert jedoch nicht nur die Kinder. Auch als Trainer verlieren wir dadurch oft den Fokus. Und den Blick für das Wesentliche. Trainerausbildungen behandeln diese Themen kaum. Es fehlt ein klarer roter Faden, auf was im Wettkampf geachtet werden kann.

Ein glasklarer Fokus macht das Coaching präzise und die Aufgaben für die Kinder klar. Damit aus Überforderung Spaß und Siege werden.

Was die Kids im Wettkampf brauchen, sind klare Hilfestellungen, die sie unterstützen und in den Flow bringen. Codewörter, die klar verständlich sind und helfen, bessere Entscheidungen zu treffen. Formationen, die den Spielern ein Grundgerüst geben. 

Einen solchen roten Faden haben wir entwickelt. Und zeigen ihn jetzt allen interessierten Trainer*innen.

Mehr dazu gibt’s in unserer Webinarreihe speziell für U10-U13 Coaches: https://www.advance.football/fortbildungsreihe-wettkampf-in-der-u10-bis-u13 

Nagelsmann: “Mein Leitslogan lautet: Erfolg durch Ausbildung, Ausbildung durch Erfolg! Damit meine ich, dass eine optimale Ausbildung in den Nachwuchsleistungszentren die unabdingbare Voraussetzung für sportliche Erfolge ist.”

Zur Anmeldung: https://www.advance.football/fortbildungsreihe-wettkampf-in-der-u10-bis-u13 

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