Warum Spiel und Spaß im Kinderfußball unerlässlich sind

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  1. Trainer müssen ihr Training immer an den Spielern orientieren.
  2. Viele Spiele und spielnahe Trainingsformen sorgen für mehr Spaß und Dynamik im Training.
  3. “Make your players love the game”

In diesem Facebook-Beitrag zeigten wir euch die Reformen des belgischen Fußballverbands (KBVB) auf. Der KBVB veranlasste nach dem Vorrunden-Aus bei der Europameisterschaft 2000 im eigenen Land zahlreiche Veränderungen im Kinderfußball. In diesem Blogbeitrag befassen wir uns mit der zugrundeliegenden Philosophie. Sie stellt das Fundament für den Erfolg der Reformen dar:

Warum Spiel und Spaß im Training unerlässlich sind.

Der Tailormade Approach

Kennzeichnend für die Reformen ist ein spielerzentrierter Ansatz. Kris van der Haegen, Direktor der Trainerausbildung beim Belgischen Fußballverband, nennt dies den “tailormade approach” – “kids first“ (Quelle: Way of Champions Podcast - Nachzuhören am Ende des Artikels). Akteure des Nachwuchsfußballs müssen sich immer vor Augen führen:

Wen hat man vor sich? Und Was wollen sie?

So war für van der Haegen und seine Kollegen der bisherige Wettkampf im Kinderfußball nicht zielgruppengerecht organisiert. Kinder in großen Spielformen - wie 8 vs. 8 - antreten zu lassen, sei wie ein sechsjähriges Kind auf ein Erwachsenenfahrrad zu setzen. Die Lösung: „Small-sided games“ bis zur U14. Dies geht soweit, dass Kinder im 2-gegen-2 gegeneinander antreten - ein Torwart und ein Feldspieler pro Team. Der Einwand vieler Eltern, Fußball sei ein Mannschaftssport oder 1-gegen-1 sei im Fußball kein passender Wettkampfmodus. Dem entgegnet van der Haegen:

„Ja, es ist ein Mannschaftssport, wenn sie älter werden (…), aber wenn sie fünf Jahre alt sind, wollen sie nicht den Ball zum Mitspieler passen. Sie wollen nur dribbeln und Tore schießen.“

Seine eigene Faszination für den Sport kommt aus dem Straßenfußball. Die Freiheit sich ohne Trainer und Schiedsrichter auszuprobieren, ist bekanntermaßen wichtig für die Entwicklung der Kreativität. Was heißt das nun für das Training?

Spaß und Dynamik als Katalysator für die sportliche Entwicklung

Die Basis der sportlichen Entwicklung ist für van der Haegen: „Make your player love the game.“ Dies stellt gleichzeitig die erste Aufgabe jedes Coaches dar. Wenn man dies geschafft hat, kann der Jugendtrainer damit beginnen seinen Spielern das Fußballspiel beizubringen. Erst wenn die Faszination geweckt ist, werden die Spieler empfänglich für Verbesserungsvorschläge. Entwickeln die Kinder keine Begeisterung für den Sport, erschwert dies den Lernprozess enorm.

Wie bringt man Kinder dazu Fußball zu lieben?

Man gibt ihnen im Training das, was sie wollen: Man erhöht die Spielzeit oder kreiert spielnahe Situationen und packt diese in geeignete Spielformen. Dabei spielen Freiheiten für die Spieler eine wichtige Rolle:

„If you want to develop creative players, you must create that environment of freedom.“ - Kris van der Haegen

Schafft man es dieses positiv aktivierende Lernklima bei seinen Spielern zu erzeugen, hat das entscheidenden Einfluss auf die Rolle als Trainer. Die Spieler wollen lernen, so kann der Coach als Helfer agieren. Die Trainingsformen müssen dabei bestimmte Kriterien erfüllen.

Nach Erklärung der Organisationsform steht der Trainer nur noch unterstützend zur Seite. Im Übungsverlauf nimmt er sich immer mehr zurück. Bald läuft die Übungsform von alleine. Nur so kann er in die Beobachterrolle kommen und häufige Fehler seiner Spieler scannen. Muss der Trainer Spieler ständig motivieren, um die Übung am Laufen zu halten, leidet das Coaching darunter.

Folgendes Video zeigt wie dies beispielsweise umgesetzt werden kann:

Zudem brauchen Kinder beim Durchführen ihrer Übungs- bzw. Spielform ein attraktives, sichtbares und für sie verstehbares Feedback für ihr Handeln. Dies kann beispielsweise ein Torabschluss sein. Richtiges Verhalten führt dann in der Regel dazu, dass die Spieler die Möglichkeit bekommen ein Tor zu erzielen. Falsches Verhalten hingegen bringt die Spieler nicht in diese Situation. Dann kann der Trainer eingreifen und ihnen helfen ihr Ziel zu erreichen. Ist das Ziel nicht attraktiv genug (Ballhalten, Pass- und Dribbelformen ohne Druck), passt die Übung nicht zu den Ansprüchen dieser Zielgruppe.

Zusätzlich kann der Trainer seine Schützlinge beim Coaching miteinbeziehen. Das schafft Identifikation mit den erarbeiteten Lösungen und erhöht die Selbstwirksamkeit sowie das Kompetenzerfahren der Kinder.

Lernen durch Wiederholung und Einschleifen?

Van der Haegen kommt auch auf die Rolle von Wiederholungen zu sprechen.

Warum sind nicht alleine hohe Wiederholungszahlen das Wichtigste für die Entwicklung der Spieler?

Er macht dies vor allem an zwei Aspekten fest: Zum einen ist die Komplexität des Spiels zu hoch um durch isolierte, einschleifende Aktionen alle Spielsituationen abdecken zu können. Zum anderen muss der Prozess der Entscheidungsfindung, Einzug in Übungs- und Spielformen finden, um die Eigenständigkeit der Spieler zu erhöhen. Und ihre Entscheidungskompetenz zu fördern. Seine Lösung: „Reale, spielnahe Situationen simulieren, in denen sie (Spieler) das Spiel lesen und daraus lernen können.“

Das geht im Kinderfußball nur mit geringen Zahlenverhältnissen in den einzelnen Übungen. Größere, mannschaftstaktische Prozesse werden können die Kinder noch nicht verarbeiten.

Also:
Wiederhole ohne Einzuschleifen! Wecke bei deinen Spielern den unbedingten Willen sich weiterzuentwickeln!
Die Basis dafür ist die Liebe zum Fußball!
Das beste Kompliment für dein Training? Deine Spieler*innen gehen in der Freizeit auf den Bolzplatz, weil sie besser werden wollen.

QUELLE

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