Zumindest laut den Ergebnissen einer veröffentlichten Untersuchung durch die Uni Bremen wurden diese Befunde festgestellt. Anhand der Testung von 16 A-Jugend Regionalliga Spielern. Dabei hat man im Rahmen von „Small Sided Games“ (zu deutsch: kleine Spielformen) ein 4-gegen-4 (plus Torwart) beobachtet. Ein Teil der Spieler hatte einen Trainer, der sehr fordernd und häufig verbal eingegriffen hat. Der andere einen Coach mit einer „unobstrusive“ (unaufdringlichen) Attitüde (mehr als 20s zwischen seinen Interventionen).
Die ganze Zeit über angeschrien und angestachelt zu werden, führt zu keiner höheren körperlichen Belastung. Dafür sind die Spiele an sich schon intensiv genug. Und obwohl keine höheren Herzfrequenzraten oder Laktatwerte erreicht wurden, gaben die Spieler an, mehr angestrengt gewesen zu sein. Dies lässt den Rückschluss zu, dass das Dauerfeuer durch den Trainer die Spieler in ihrer eigenen Wahrnehmung signifikant stärker ermüdet.
Es kommt jedoch noch schlimmer: Die Spielleistung wurde schlechter! Und zwar in diesen sechs Kategorien:
Relevante und für uns als Trainer wichtige Spielaktionen wurden also weniger oft ausgeführt. Zu beachten ist noch die geistige und körperliche Reife die ein A-Jugendspieler auf diesem hohen Niveau mitbringt. Umgemünzt auf den Kinder- oder jüngeren Jugendfußball lassen sich ähnliche -oder noch stärker ausgeprägte- Ergebnisse vermuten. Die Spieler laufen bei einem intensiven, extrem fordernden Coaching wie aufgescheuchte Hühner über den Platz und kicken auch so.
Lieber also die Kids durch die Spielform lernen lassen, ohne die ganze Zeit intervenieren zu müssen. Wie ein solches implizites Training aussehen kann, beschreibt Thomas Tuchel hier sehr schön.
Macht euch als Trainer also das Leben einfacher, in dem ihr das Training so gestaltet, dass bereits ein Großteil eurer Schwerpunkte automatisch und ohne euer Zutun vorkommen. Nur dann kann man sich in die unterstützende Rolle begeben und den Spielern das Gefühl vermitteln, ihnen helfen anstatt sie belehren zu wollen.
Willst du maximale Intensität oder Schnelligkeit erzeugen - etwa in einer Konditionsspielform - kann dir extremes Coaching von außen helfen. Auch wenn bei dieser Studie keine Steigerung aufgrund der Spielformwahl bemerkbar war. Andere Studien zeigen Steigerungen bei der Herzfrequenz und Anzahl der Sprints.
Willst du jedoch das Zusammenspiel und die taktische Verhaltensweise deiner Schützlinge verbessern, ist viel Coaching hinderlich.
Diese Studie ist eine schlechte Nachricht an alle Playstation-Trainer, die wie ein Kommentator an der Seitenlinie alle Aktionen und Entscheidungen der Kinder vorgeben. Nicht nur die Entwicklung im Hinblick auf eine selbstständige Entscheidungsfindung wird bei den Spielern gehemmt. Sondern - das lassen die Ergebnisse der Studie vermuten - auch die Spielleistung wird für den Moment schlechter.
Und auch die Motivation deiner Spieler wird durch viel Coaching leiden. Ein zentrales Bedürfnis für Kinder ist Autonomie. Sie wollen selbstständig Entscheidungen ausführen dürfen. Auch wenn das heißt, dass sie mal Fehler machen.
Und wenn sie mit der Fehlerbehebung selbst nicht mehr weiterkommen, dann hilfst du mit deinem Coaching.
„Coaching bedeutet, einen Spieler dorthin zu bringen, wo er sich selbst nicht hinbringen kann.“ - Jose Mourinho
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